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Kraftvolle Neuheit

Test: Scania S 540 A4x2NA

Der Kleine mit dem starken Motor - oder R6 gegen V8



Scania ist der letzte große Nutzfahrzeughersteller, der weiterhin auch auf starke V8 Motoren setzt, was bei vielen Fahrern besonders gut ankommt. Auf unserem Testkalender steht ein Scania S-Modell. Und zwar mit einem 540-PS-Sechszylinder. Mit dieser Topmotorisierung steht nun zusätzlich zu den bereits offerierten Sechszylinder-Varianten mit 370, 410, 450, 500 PS eine weitere Leistungsstufe mit 540 PS zur Auswahl.



Design


Dieser in der auffallend schönen Farbe Blue Sapphire Metallic lackierte Truck ist zudem mit dem S-Fahrerhaus ausgestattet, welches bei den Fahrern mit seinem hervorragenden Platzangebot und seinem flachen Boden besonders beliebt ist. Geringste Spaltmaße der Fahrerkabine und die hochwertige Lackierung zeigen die hohen Qualitätsansprüche des schwedischen Nutzfahrzeugherstellers. Um den Kraftstoffverbrauch zu minimieren, spielt ein niedriger Luftwiderstand für Scania eine besonders wichtige Rolle. Sowohl die Front und der Seitenbereich, als auch der Unterboden wurden dem Diktat der Aerodynamik unterworfen. Luftleitbleche sowie Seitenschweller wurden perfekt in die gesamte Konstruktion integriert. Auch Elemente wie Rückspiegel, bündig montierte Scheinwerfer und Scheibenwischer, sowie ein elektrisch verstellbarer Dachspoiler sorgen durch ihr aerodynamisches Design einerseits für einen geringen Luftwiderstand, als auch anderseits für geringe Windgeräusche in der Kabine. Um das Fahrerhaus besonders sicher zu gestalten, wird für die Struktur der Fahrerkabine hochfester Stahl verwendet. Um eine robuste Fahrerhaus Monocoque-Struktur zu schaffen, wurden die unterschiedlichen Strukturelemente durch Verwendung verschiedener Schweißtechniken, Laserlöten oder Hightech-Klebetechniken zusammengefügt.



Innenraum


Das Einsteigen über vier treppenartig angeordnete Trittstufen in das hohe S-Fahrerhaus erweist sich als bequem, da sich die Türen des Fahrzeuges besonders weit öffnen lassen. Uns empfängt ein außerordentlich geräumiges Fahrerhaus mit einem ebenen Boden und einer Innenraumhöhe von 2070 mm. Durch eine um 65 Millimeter nach vorne und um 20 Millimeter nach außen versetzte Kabine und die hohe Sitzposition im S-Fahrerhaus ist die Übersicht des Fahrers in jeder Verkehrssituation besonders gut gegeben. Vor allem schmale A-Säulen, größere Fensterflächen und tiefer ausgeschnittene Seitenfenster ermöglichen ein überaus großes Sichtfeld. Gut gefällt uns auch die moderne Instrumententafel mit ihren klar abzulesenden Armaturen. Scania versorgt den Fahrer mit einem tollen Mix aus analogen und digitalen Anzeigen über den Status des Nutzfahrzeuges. Informationen wie Geschwindigkeit und Drehzahl werden immer noch analog, aber auch digital dargestellt. Weitere wichtige Informationen werden auf einem Display angezeigt, welches sich zwischen Geschwindigkeitsanzeige und Drehzahlmesser befindet. Alle Bedienelemente sind sehr gut zu erreichen und ermöglichen es dem Fahrer, sich ganz dem Verkehrsgeschehen zu widmen. Durch das luftgefederte Fahrerhaus werden Vibrationen im Inneren vermieden und dadurch der Komfort des Fahrers erhöht. Da das Fahrerhaus im Fernverkehr nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein Wohnraum ist, bietet das S-Fahrerhaus besonders viel Stauraum, einen drehbaren Beifahrersitz, eine bequeme Liege, einen Kühlschrank und eine mehrfach einstellbare Innenraumbeleuchtung. Das Bett ist bis zu 100 Zentimeter ausziehbar und bietet neben viel Platz auch hohen Schlafkomfort. Die verwendeten Materialien sind hochwertig und die Farben sehr gut aufeinander abgestimmt, was den Premiumanspuch des Herstellers noch unterstreicht.



Motor


Nun aber zur Neuigkeit dieses Trucks, dem Motor. Unser Testwagen ist mit dem neuen und leistungsstärksten Reihensechszylinder-DC13-Motor von Scania ausgestattet. Er leistet maximal 540 PS (397 kW) bei 1800 U/min und wuchtet ein maximales Drehmoment von 2700 Nm über einen breiten Drehzahlbereich von 1000 U/min - 1,300 U/min auf die Kurbelwelle. Technisch basiert dieser Motor auf seinen leistungsschwächeren Geschwistern der DC-13 Baureihe. Es wird ein robuster und zugleich leichter Turbolader mit fester Turbinengeometrie eingesetzt. Um eine noch höhere Standfestigkeit und eine schnellere Reaktion zu erreichen, ist dieser Turbo mit Kugellagern anstelle von Gleitlagern ausgestattet. Um die Schadstoffnorm Euro 6d zu erreichen, wird auf eine rein selektive katalytische Reduktion (SCR-only) gesetzt, eine Abgasrückführung entfällt. Insgesamt lässt dieser Motor auch beim voll ausgeladenen Truck keinerlei Wünsche offen. Der Antritt aus dem Stillstand ist wirklich beeindruckend. Auch auf dem steilsten Anstieg zum Semmeringpass konnte das Fahrzeug die gute Geschwindigkeit von 53 km/h im 10. Gang halten, was für einen 13 Liter Motor ein besonders guter Wert ist. Zudem läuft das Triebwerk sehr vibrationsarm und ausgesprochen leise, was dem Komfort des Lenkers zuträglich ist. Bei unserer Reisegeschwindigkeit von 80 km/h dreht der Motor zirka mit 1100 Umdrehungen (Scania R 780: Einfach übersetzte Hinterachse, Übersetzung 2,59 zu 1). Interessanterweise ist der neue 13 Liter Motor nun mit 540 PS leistungsstärker als der Einstiegs-V8 mit 520 PS – es kommt somit zu einer leistungsmäßigen Überschneidung des Reihensechszylinders mit den V8 Motoren. Die Idee von Scania ist es, Transportunternehmern ein Fahrzeug anbieten zu können, welches mit hoher Leistung und geringem Eigengewicht punkten kann. Diese Kombination ermöglicht höhere Nutzlasten, was für die Gesamtbetriebsökonomie natürlich von Vorteil ist.



Getriebe


Die Kraftübertragung unseres Testfahrzeugs wird vom Scania GRS905R Getriebe übernommen und unterstützt uns hervorragend mit seinen sicheren und zugleich sehr schnellen Schaltvorgängen, nicht nur im Flachland, sondern auch auf unserer Bergetappe. Es handelt sich dabei um ein automatisiertes Schaltgetriebe mit 12 Gängen, plus zwei Crawler- und zwei Retourgängen. Um die Schaltzeiten beim Hochschalten so kurz wie möglich zu halten, ist dieses Getriebe mit einer Vorgelegewellenbremse ausgestattet. Diese schnellen Schaltzeiten ermöglichen sehr kurze Zugkraftunterbrechungen, ein verbessertes Aufrechterhalten des Ladedrucks und ein noch weicheres Schaltgefühl, was sich besonders bei schwierigen Bedingungen als Vorteil erweist.



Bremsen, Sicherheit


Auf der steilen Abfahrt vom Semmering bietet unser Fahrzeug mit seinem tiefen Schwerpunkt hohe Stabilität (Blattfederung vorne, Luftfederung hinten) in den Kurven und Sicherheit durch seine ausgezeichneten Bremsen. Verzögert wird unser Test-Truck durch eine Druckluft Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum. Eine automatische Motorbremse (Auspuffklappenbremse) leistet bis zu 242 kW und der Scania Retarder R4100D (mit Freilauffunktion) eine maximale Bremsleistung von 500 kW. Diese leistungsfähigen Bremsanlagen sorgen auch bei stärkstem Gefälle immer für ein sicheres Gefühl beim Fahrer. Da dem Hersteller die Sicherheit der Fahrer und seiner Fahrzeuge wichtig ist, ist auch unser Testfahrzeug mit vielen Sicherheitsextras ausgestattet, die heute Standard sind. Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) sorgt dafür, dass das Fahrzeug auch in Notsituationen und bei unangemessenen Geschwindigkeiten noch lange kontrollierbar bleibt. Das elektronische Bremssystem EBS garantiert bei der Betätigung der Bremsen ein sofortiges Ansprechen beziehungsweise ein schnelles Lösen der Bremsen. Der Spurhalteassistent (LDW, Lane Departure Warning) erkennt automatisch Fahrbahnmarkierungen und warnt den Fahrer, wenn sich der Truck zu sehr der Gegenfahrbahn oder dem Fahrbahnrand nähert. Die erweiterte Notbremsfunktion (AEB, Advanced Emergency Brake) erkennt mit Verwendung einer Kamera und Radar, was vor dem Fahrzeug gerade passiert, um eine Kollision mit vorausfahrenden Fahrzeugen so weit wie möglich zu vermeiden. Die Abstandsregelung ACC sorgt für eine konstante und sichere Distanz zu den vorher fahrenden Fahrzeugen. Ein Hillholder verhindert das unbeabsichtigte Zurückrollen. Unser Fahrzeug ist auch mit dem GPS-gestützten Tempomat (CCAP, Cruise Control Active Prediction) ausgestattet. Der Fahrer kann hier zwischen den Performance Einstellungen Economy, Standard und Power wählen. Wir wählten den ECO-Modus mit einer Tempomatgeschwindigkeit von 80 km/h, einer eingestellten Mindestgeschwindigkeit von minus 12% (zirka 70 km/h) und einer Höchstgeschwindigkeit von plus 5% (zirka 84 km/h) , mit der das Fahrzeug sehr sparsam unterwegs sein soll. Bei unserer Fahrt auf der anspruchsvollen Testrunde waren die Wetterbedingungen nicht ganz einfach. Unser Testfahrzeug wurde regelrecht von Sturmböen gebeutelt. Der Treibstoffverbrauch von 28,34 L/100 km könnte bei besseren Bedingungen sicherlich noch niedriger sein. Zur Sicherheit anderer Art zählt eine neue Warnung gegen den Diebstahl von Kraftstoff. Das System versendet bei schneller Änderung des Treibstoffstandes per SMS und E-Mail eine entsprechende Information über das Fleet-Management-System.


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