Glänzende Praxis
- Blickpunkt LKW & BUS

- 9. Sept.
- 5 Min. Lesezeit
Ganzheitlich durchdacht – für problemlosen Umstieg.

MAN hat im Bau von Nutzfahrzeugen mit Verbrennerantrieb weit mehr als ein Jahrhundert Erfahrung und Erfolg vorzuweisen. Jetzt will das Unternehmen auch mit einer breiten Auswahl an MAN Elektro-Nutzfahrzeugen ganz an die Spitze der Branche vorstoßen.
Den Grundstein für die Entwicklung der neuen Großserien Elektro-Lkw MAN eTGX und MAN eTGS hat MAN bereits im Jahre 2021 mit dem eMobility Center in München gelegt. Dabei werden Diesel- und Elektro-Lkw gleichzeitig in Mischproduktion gefertigt. Am Standort Nürnberg wurden nun zusätzlich rund 100 Mio. Euro von MAN in den Aufbau der Batterieproduktion investiert.
Zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens trägt natürlich auch die Nutzfahrzeugindustrie kräftig bei. Bereits im Jahre 2030 soll jeder zweite MAN Lkw, der in Europa zugelassen wird, elektrisch sein, sagt man uns beim umfassenden Test-Drive in München. Um einen erfolgreichen Umstieg auf Elektromobilität praxistauglich zu ermöglichen, darf der neue eTruck einem Diesel-Lkw in nichts nachstehen. Eine ausführliche Beratungsphase durch MAN vor dem Kauf eines eTruck soll die Eignung für den individuellen Bedarf klären und ist somit Grundlage für einen erfolgreichen Einsatz dieser Fahrzeuge.
eConsulting und eServices
Das 360° eMobility Consulting von MAN umfasst neben der Beratung zum geeigneten Fahrzeug auch die Betrachtung kundenspezifischer Einsatzbedingungen wie Betriebsphasen einschließlich einer Kostenoptimierung, Routenanalyse, Flottenoptimierung und darauf aufbauend auch die notwendige Beratung zur Ladeinfrastruktur. Mit dem Tool eReadyCheck kann der Kunde überprüfen, wie sich seine Lieferungen rein elektrisch transportieren lassen. Mit dem MAN eManager erhält der Kunde alle wichtigen Informationen zum Ladezustand aller Trucks seiner Flotte, mit dem MAN SmartRoute wird der Betreiber von eTrucks in der optimalen Streckenführung unterstützt, ggf. werden Zwischenladepunkte vorgeschlagen. MAN Charge&Go ermöglicht Nutzern den Zugang zum größten eTruck- Ladenetzwerk Europas.
Flächendeckende Ladeinfrastruktur
Um den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranzutreiben, hat die TRATON Group gemeinsam mit Daimler Truck und der Volvo Group ein Joint Venture gegründet, um mindestens 1.700 Hochleistungsladepunkte an Autobahnen sowie in der Nähe von Logistik-Hubs in ganz Europa zu errichten. Zusätzlich baut MAN in Kooperation mit E.ON europaweit weitere 400 Elektro-Lkw-Ladepunkte an rund 170 Standorten auf.
Damit ein flächendeckender Umstieg auf Elektro-Nutzfahrzeuge gelingen kann, bedarf es eines beschleunigten Ausbaus der öffentlichen Ladeinfrastruktur auf mindestens 4.000 Megawatt-Ladepunkte in Deutschland und 50.000 Hochleistungs- und Megawatt-Ladepunkte in ganz Europa bis 2030. Politik und Industrie sind gefordert, dies zu erreichen.
Hohe Variabilität bei Batteriekonfiguration und Ladeanschlussangebot
Die Antriebsbatterien wurden von MAN speziell für den Einsatz in Nutzfahrzeugen entwickelt und werden im Werk in Nürnberg in Großserie produziert. Sie weisen eine hohe Energiedichte bei kompakter Bauform auf und punkten mit langer Lebensdauer und schnellem Aufladen, auch bei geringer Rest-Batterieladung und niedrigen Außentemperaturen. Prognostiziert ist eine Nutzungsdauer von bis zu 1,6 Mio. km oder bis zu 13 Jahren im Fern- und bis zu 15 Jahren im Verteilerverkehr, je nach Art der Anwendung.

Die neuen MAN eTGX und eTGS zeichnen sich durch eine hohe Variabilität bei der Batteriekonfiguration aus. Sechs Batteriepakete, zwei unter dem Fahrerhaus und bis zu vier weitere seitlich am Fahrzeugrahmen, bieten eine Batteriekapazität bis zu 480 kWh, für Reichweiten von rund 500 km.
Das modulare Batteriekonzept ermöglicht es, je nach Wunsch des Kunden den MAN eTGX und eTGS statt mit sechs nur mit drei, vier oder fünf Batteriepaketen auszustatten. Dies gestattet es, das Fahrzeuggewicht um bis zu 2,4 t zu reduzieren, um mehr verfügbare Nutzlast und einen geringeren Verbrauch bei Teilladungs- oder Leerfahrtanteilen zu erreichen. Um die Reichweite weiter zu erhöhen, besteht beim 6x2-Chassis die Möglichkeit, eine optionale siebte Batterie nachzurüsten. Damit ist im Solo-Einsatz eine Reichweite von bis zu 740 km möglich.
Für schnelles Zwischenladen bietet MAN neben dem CCS-Standard (Ladeleistung: 375 kW) den noch deutlich leistungsfähigeren Megawattladestandard MCS (zunächst 750 kW und später sogar über 1 MW Ladeleistung) an. Um an Ladesäulen möglichst flexibel zu sein, können zwei CCS-Anschlüsse variabel links und rechts seitlich hinter dem Vorderradlauf oder seitlich hinten rechts am Rahmen positioniert werden.
Optimale Positionierung von Batterien und Antriebseinheit
Zwei Batterien werden ähnlich wie bei einem konventionellen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor unter dem Fahrerhaus positioniert, um eine günstige Gewichtsverteilung zu erreichen. Die Antriebseinheit sitzt zentral im Rahmen und umfasst den Synchron-Elektromotor, den für die Motorsteuerung zuständigen Inverter und das je nach Leistungsauslegung verwendete 2- oder 4-Gang Getriebe, welches die Antriebsachsen über eine konventionelle Gelenkwelle antreibt. Die Vorteile dieses Elektro-Antriebsstrangaufbaus des MAN eTGX und eTGS gegenüber anderen E-Achskonzepten ist neben einer sehr guten Nutzlast der Hinterachse ein hoher Fahrkomfort durch geringe ungefederte Massen und ein guter Schutz der im Rahmen sicher gelagerten Antriebseinheit vor Stößen und Schwingungen.
Der Elektromotor leistet je nach Konfiguration 333 PS (245 kW), 449 PS (330 kW) oder 544 PS (400 kW) mit entsprechenden maximalen Drehmomenten von 800 Nm, 1.150 Nm oder 1.250 Nm. Die maximale mögliche Rekuperationsleistung entspricht der Antriebsleistung des Elektromotors und ist vergleichbar mit einer heutigen Hochleistungsdauerbremse von Dieselmotoren. Die automatische Schaltung des Getriebes achtet auf die bestmögliche Rekuperation mit erhöhten Motordrehzahlen.
Entspanntes Fahren in der Komfortzone
Bereits vor dem Serienstart der ersten schweren Elektro-Lkw im Juni 2025 hat MAN bereits rund 200 elektrische Vorserien-Lkw an Kunden übergeben. Diese Fahrzeuge haben schon über 2,5 Mio. km im realen Einsatz zurückgelegt, bei denen sie mit Verbräuchen von rund 94 kWh pro 100 km unterwegs waren.
Das Design unterscheidet sich bei MAN-Elektro-Nutzfahrzeugen kaum von den bekannten Verbrenner-Nutzfahrzeugen. Nur an Kleinigkeiten wie einem fehlendem Abgasrohr und einem kleinen Schriftzug an den Türen (eTGX, eTGS) kann der interessierte Betrachter erfahren, um welche Antriebsart es sich handelt. Die Fahrerhausgrößen entsprechen dem der heutigen Diesel-Baureihen mit einem breiten Fahrerhaus für den MAN eTGX und einem schmaleren für den MAN eTGS, die jeweils in drei Dachhöhen erhältlich sind.
Einmal in den Fahrzeugen Platz genommen, müssen Fahrer, die bisher mit einem Verbrennermodell unterwegs waren, keine Berührungsängste mit der neuen Technologie des eTGX und des eTGS haben. Im Innenraum der Fahrerhäuser sieht alles wie gewohnt aus. Das Cockpit ist wie geschätzt fahrerzentriert, die Bedienlogik ist bekannt und wird um E-Fahrzeug-spezifische Bedienungsumfänge wie die optimale Nutzung der Rekuperation, die zugleich die Funktion der Dauerbremse abdeckt, erweitert. Gesteuert wird die Rekuperation (Dauerbremse) wie gewohnt rechts am Lenkrad über den Lenkstockhebel, kann nun aber auch über den wählbaren Modus One-Pedal-driving bedient werden. Dabei verstärkt sich die Rekuperation, je mehr der Fahrer den Druck auf das Fahrpedal reduziert. So kann der Lenker des Fahrzeugs feinfühlig die Fahrgeschwindigkeit anpassen, ohne die Betriebsbremse nutzen zu müssen. Dabei wird die kinetische Energie des Fahrzeugs dazu genutzt, um die Batterien des Fahrzeugs wieder aufzuladen (dabei läuft der Elektromotor im Generator Modus), und das neu entwickelte volldigitale Kombiinstrument liefert alle Informationen über den Ladezustand der Batterien, den Energieverbrauch und die Energierückgewinnung. Um das Fahrerhaus für den Lenker besonders effizient zu temperieren, kombiniert das Fahrzeug intelligent die Kühlkreisläufe von Fahrerhausheizung, Antriebseinheit und das Temperaturmanagement der Hochvolt-Batterien. Nur im absoluten Bedarfsfall wird zusätzliche Energie aus den Batterien benötigt.
Der Komfort des MAN eTGX oder eTGS ist durch seine E-Fahrzeug-typische Laufruhe und Vibrationsfreiheit besonders hoch. Zusätzlich fahren sich der MAN eTGX oder eTGS durch ihr Drehmoment, das bei jeder Drehzahl bereitgestellt wird, außerordentlich sicher. Grundsätzlich ist es für jeden Fahrer, der mit einem MAN TGX oder TGS mit Verbrennungsmotor unterwegs ist, sehr einfach, auf einen MAN eTGX oder eTGS umzusteigen. Um aber die besten Reichweiten mit Elektro-Nutzfahrzeugen ausschöpfen zu können, bedarf es natürlich sicher etwas Training. Auch Fahrer, die der neuen E-Technologie mit Argwohn begegnen, werden nach ihrer ersten Fahrt mit einem MAN eTGX oder eTGS nach wenigen Kilometern davon überzeugt sein, dass diese neuen Elektro-Trucks besonders auch für den Fahrer von Vorteil sein können, indem sie besonderen Komfort und Sicherheit bieten.




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