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Sicherheit der Straßen: Ziel verfehlt


Europas Straßen werden sicherer, aber nicht schnell genug. Diese Schlussfolgerung lässt sich aus dem jüngsten Bericht zur „Sicherheit im Straßenverkehr“ ziehen, den die EU-Kommission vorgelegt hat. Danach waren 2016 europaweit 25.500 Verkehrstote auf den Straßen der Union zu beklagen. Für EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc stellt diese Zahl eine „positive Entwicklung“ dar, weil Europa nach zwei Jahren Stagnation wieder einen Rückgang bei der Zahl der Verkehrstoten um immerhin 600 zu verzeichnen hat. Von ihrem ursprünglich einmal festgelegten Ziel, die Zahl der Toten im Straßenverkehr im Laufe dieses Jahrzehnts zu halbieren, ist die EU allerdings weiter entfernt denn je: Zwar lag die Bilanz des Jahres 2016 um 6.000 unter der von 2010, was jedoch lediglich einem Rückgang um 19 % entspricht. Diesen innerhalb der nächsten drei Jahre noch auf 50 % zu steigern, scheint so gut wie ausgeschlossen.

„Wenngleich es schwierig wird, das strategische Ziel einer Halbierung der Zahl der Verkehrstoten im Zeitraum 2010 bis 2020 zu erreichen, lohnt es sich, dieses Ziel im Auge zu behalten – schließlich zählt jedes einzelne Menschenleben“, wird denn auch in einer Mitteilung der Kommission eingeräumt. Auf die in der Statistik festgestellten Verbesserungen lasse sich aufbauen, stellte Bulc fest: „Es sind aber nicht die Zahlen, die mir die meisten Sorgen bereiten – es geht um die Opfer und deren Familien“, fügte die Kommissarin hinzu. „Allein heute werden wir weitere 70 Menschenleben auf den Straßen der EU verlieren und fünfmal so viele werden schwer verletzt werden.“

Aktiv werden wollen auch die Mitgliedstaaten: Bei einer Verkehrsministerkonferenz auf Malta verabschiedeten alle 28 EU-Staaten sowie Norwegen, Bosnien-Herzegowina und Albanien die sog. Valletta-Deklaration, mit der sie ihre Straßen in einem Zeithorizont bis 2030 und darüber hinaus sicherer machen wollen. Diese Erklärung ist ein politisches Bekenntnis zu größeren Anstrengungen in Sachen Verkehrssicherheit, das alte Zielsetzungen neu aufnimmt: Das Ziel einer Halbierung der Verkehrsopfer, an dem die EU in diesem Jahrzehnt deutlich scheitern wird, wurde für den Zeitraum von 2020 bis 2030 erneut festgeschrieben. Und bis 2050, so jedenfalls wünscht es sich Kommissarin Bulc, soll es auf den Straßen der Union überhaupt keine Toten mehr geben. Bulc sieht dies auch als ein wirtschaftliches Ziel: Die volkswirtschaftlichen Folgekosten der Toten und Verletzten auf den Straßen lagen im vergangenen Jahr nach Schätzung ihrer Behörde bei rund 100 Mrd. Euro.

Mehr als die Hälfte der Unfälle mit Toten oder Schwerverletzten ereignen sich auf Landstraßen, nur etwa 8 % auf Autobahnen. In den meisten Fällen handelt es sich um Kollisionen zwischen Pkw, Lkw waren an 6 % der schweren Unfälle beteiligt. Im Vergleich zu den Vorjahren sei dies eine stabile Entwicklung, stellte die Kommissarin am Rande der Konferenz in Valletta fest. Große Unterschiede hat ihre Behörde allerdings erneut unter den verschiedenen Mitgliedstaaten festgestellt: Während die Straßen in Bulgarien und Rumänien mit 99 bzw. 97 Verkehrstoten je Million Einwohner am gefährlichsten sind, fährt man in Schweden (27) und Großbritannien (28) am sichersten. Österreich lag hier 2016 mit einer Bilanz von 49 Toten im Mittelfeld der EU-Staaten, hat gegenüber dem Vorjahr mit einem Rückgang um 11 % aber eine der deutlichsten Verbesserungen zu vermelden.


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