Selbstbewusste Transporteure braucht das Land
Den hohen Stellenwert, den die heimischen Transporteure im funktionierenden Wirtschaftskreislauf einnehmen, wurde im Rahmen der Jahrestagung der OÖ Transporteure, die kürzlich in der Messe Wels stattfand, eindrucksvoll aufgezeigt. FG-Obmann Günther Reder brachte die Position der Branche zu brennenden Themen wie Lenkermangel, Klimaziele, bessere Rahmenbedingungen sowie die Entschlossenheit der Branche pointiert auf den Punkt.
Mit der Rekordzahl von 30 Ausstellern, die mit ihren Produktpräsentationen den beeindruckenden Rahmen einer Transportmesse boten, gaben die OÖ Transporteure ein wichtiges Signal für einen selbstbewussten Aufbruch in die Zukunft des Güterverkehrs.
"Wir müssen noch selbstbewusster auftreten."
„Nach wie vor nimmt der Großteil der Bevölkerung den Transporteure –Slogan „Wir bringen, was Sie täglich brauchen“ als selbstverständlich hin, nicht ahnend, unter welchen Bedingungen die rund 2000 oö. Transporteure diesen Auftrag Tag für Tag zuverlässig erfüllen. Die mangelnde Wertschätzung für die erbrachte Leistung und immer engere Zeitfenster für die Abwicklung der Aufträge tragen in hohem Maße dazu bei, dass junge Leute eine andere Berufswahl treffen bzw. Fahrer den Beruf wechseln. Dies in Verbindung mit der demographischen Entwicklung- rund die Hälfte aller Lenker ist älter als 50 Jahre, der Anteil der Unter-30 Jährigen liegt unter der 10-Prozent- Marke - sorgt dafür, dass sich der Lenkermangel dramatisch zuspitzt und sich inzwischen als eine unserer größten Herausforderungen darstellt. Immer öfter stellt sich nicht die Frage gibt es einen Auftrag, sondern ob der überhaupt abgewickelt werden kann“, verdeutlich Reder die Situation.
Um das Fachkräfteproblem in den Griff zu bekommen, müsse neben einer angemessenen Bezahlung auch ein einfacherer und attraktiverer Zugang zum Lenkerberuf ermöglicht werden. Konkret mahnt er dafür eine praktikable L17-Lösung für den C-Führerschein ein. Auch der aktuell hohe Kollektivvertragsabschluss mit rund 5% Erhöhung für 2022 sollte sich positiv auswirken. Angestrebt werden sollte zudem, dass der Lenkerberuf in die Mangelliste für Schlüsselberufe aufgenommen wird, um entsprechende Fördermaßnahmen durch das AMS in Anspruch nehmen zu können. Der Bedarf an Fahrern sollte daher konsequent beim AMS gemeldet werden.
„Wenn wir am Ende des Tunnels Licht zu erkennen glauben, ist es leider oft das eines entgegenkommenden Zuges. So schlagen mit den stetig steigenden Nachhaltigkeitskosten wie CO2-Bepreisung, Nova für Klein LKW etc. neue Steuerkeulen auf uns ein. Zur Abfederung dieser zusätzlichen Belastungen für den Wirtschaftsverkehr müssen wir entsprechende Ausgleichsmaßnahmen als Pendant zum Klimabonus, den Privatpersonen erhalten werden, fordern. Wir müssen noch selbstbewusster auftreten und bei jeder Gelegenheit darauf aufmerksam machen, dass ohne unsere verlässliche Versorgungsleistung die Wirtschaft still steht und damit einhergehend auch kein Wohlstand garantiert ist, denn das scheint bis heute auch bei vielen Politikern noch nicht angekommen zu sein“, so Reder.
Durch die völlig realitätsfernen Zielsetzungen des Klimaschutzministeriums unter dem Motto „Vermeiden, verlagern, verbessern“, werde die ohnehin schwierige Situation zusätzlich verschärft. „BIP-Wachstum lässt sich nicht von Transportwachstum entkoppeln“, stellt Reder klar. Laut einer Studie der WU seien maximal 10 Prozent des bis 2040 prognostizierten Transportwachstums auf die Schiene verlagerbar. Auf welchem „Alternativweg“ will man die restlichen 90 Prozent abwickeln, stellt Reder die berechtigte Frage.
„Wir bekennen uns zum Klimaschutz, es muss aber ein realistischer und fakten-orientierter Weg eingeschlagen werden. Bei der forcierten Elektromobilität sind wir sowohl beim dann notwendigen Energiebedarf als auch den Anforderungen der Transportpraxis bei schweren Lasten und langen Strecken noch meilenweit vom Ziel entfernt“, hält Reder fest. Er pocht deshalb auf Technologievielfalt und ein Forcieren von e-Fuels und Wasserstoffantrieben als viel versprechende Alternativen für den Transportsektor.
„Wir bekennen uns zum Klimaschutz, es muss aber ein realistischer und fakten-orientierter Weg eingeschlagen werden."
Auch die Vertreter der führenden Nutzfahrzeughersteller MAN, Mercedes, Iveco, Scania und DAF waren sich im Rahmen einer Talkrunde einig, dass die Realisierung von Klimazielen über einen vernünftigen Mix und Technologievielfalt bei alternativen Antrieben führen muss.
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